Seco geht nicht auf die Anliegen der rund 2’400 Bäuerinnen und Bürger ein

Gruppe von Bauern und Bäuerinnen halten Brief ans SEKOIn einer Stellungnahme vom Februar 2020 reagiert das Seco die  über 1’300 Briefe, die es von rund 2’400 Menschen aus 11 Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas sowie der Schweiz erhalten hat. Sie fordern vom Seco, in den Freihandelsabkommen der Schweiz zukünftig auf Sortenschutzgesetze à la UPOV91 zu verzichten. In seiner Stellungnahme schreibt das Seco, dass die «Schweiz den Beitritt zu UPOV nicht zur Voraussetzung für den Abschluss eines Freihandelsabkommens» machen würden. Für die Schweizer Koalition Recht auf Saatgut ist diese Behauptung irreführend. Denn die Forderung nach dem Beitritt zu UPOV oder nach einem Sortenschutzgesetz, welches den UPOV ’91 Kriterien entspricht, bleibt eine Grundforderung der Schweiz beim Beginn aller Verhandlungen mit nicht-UPOV Staaten. Sie hält trotz massiver Kritik an dieser Forderung fest, wie nicht zuletzt die vorliegende Stellungnahme zeigt.

Auf das konkrete Anliegen der Briefe, in den laufenden Verhandlungen mit Malaysia auf die Forderung nach UPOV zu verzichten, geht die Stellungnahme nicht ein. Zwar wird dort suggeriert, das Seco sei offen für «Alternativlösungen» zum strengen Sortenschutz à la UPOV91, wie das kürzlich abgeschlossene Abkommen mit Indonesien zeige. Doch verlangt die Schweiz auch von Indonesien die Umsetzung aller «wesentlichen Bestimmungen» von UPOV91 und schränkt damit die Bauernrechte am Saatgut stark ein. Von einer Alternativlösung kann in diesem Fall also nicht die Rede sein.

Bäuerin hält Brief ans SEKOExplizit verweist das Seco auf den Forschungsstandort Schweiz, der «auch in Partnerländern an einem angemessenen Schutz der Rechte an geistigem Eigentum interessiert ist» und macht damit klar, dass sie auch weiterhin die Interessen von kommerziellen und staatlichen Züchter*innen, darunter die marktdominierenden internationalen Agrarkonzerne, höher gewichtet als die Rechte der Bäuerinnen und Bauern. Die Stellungnahme schliesst mit der Bereitschaft des Seco, «den Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen weiterzuführen». Die Schweizer Koalition Recht auf Saatgut wird das Gespräch mit dem Seco weiterführen. In einer ausführlichen Replik hat die Koalition Recht auf Saatgut die einzelnen Punkte der Stellungnahme kritisch analysiert.

Download: Replik auf die Stellungnahme des SECO

Saatgutvielfalt für alle – Webinar

 

Lokale, ökologische Produkte und direkte Lieferketten erfahren während der Covid-19 Pandemie eine nie dagewesene Wertschätzung. Wie wichtig die lokale Landwirtschaft und der Zugang zu Saatgut für eine gesicherte Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln ist, wurde uns neu vor Augen geführt.

Am Webinar von SWISSAID und ProSpecieRara beleuchten Experten aus Kolumbien und der Schweiz am 7. Juli um 17 Uhr die strategische Bedeutung des bäuerlichen Saatguts für eine nachhaltige Ernährung weltweit und diskutieren mögliche Einflüsse von Covid-19 auf den notwendigen Paradigmenwechsel unseres Ernährungssystems.

Hier geht’s zur Anmeldung.

Ecuador: Mitglieder der Zivilgesellschaft prangern das Freihandelsabkommen mit der Schweiz an

Arc en Ciel de MaïsDie Plattform „Ecuador entscheidet besser ohne Freihandelsabkommen“ prangert ein Freihandelsabkommen an, von dem vor allem die Schweiz profitiert. Insbesondere prangern sie die Stärkung der geistigen Eigentumsrechte an Saatgut an.

In Ecuador ist soeben das Freihandelsabkommen mit der EFTA, deren Mitglied die Schweiz ist, in Kraft getreten, nachdem es mitten in der Coronavirus-Pandemie vom Parlament und vom Verfassungsgericht ratifiziert wurde. Die Mitglieder der Plattform „Ecuador entscheidet besser ohne Freihandelsabkommen“ prangern einen Vertrag an, der vor allem der Schweiz zugutekommt. In diesem Interview prangern sie insbesondere die Stärkung der geistigen Eigentumsrechte an Saatgut an.

„Genf ist der Hauptsitz der UPOV, des Internationalen Verbandes zum Schutz von Pflanzenzüchtungen, der das geistige Eigentum an Pflanzensorten fördert. In diesem Zusammenhang könnte von Ecuador verlangt werden, der Charta UPOV-91 anstelle der derzeitigen UPOV-78 beizutreten, was zu einer größeren Abhängigkeit und Kontrolle der Unternehmen im Agrarsektor führen würde. Und dann ist da noch Nestlé, der globale Riese, der einen sehr wichtigen Teil des Marktes für Milch und verarbeitete Lebensmittel kontrolliert. Mit anderen Worten, wir sind mit einer Zunahme von Bedrohungen und Auswirkungen konfrontiert, die darauf abzielen, die Grundlagen unserer Ernährungssouveränität und die Pflege und Verteidigung von Territorien und Natur weiter zu untergraben und die Bedingungen von Enteignung und Ungerechtigkeit zu vertiefen“.

Lesen Sie das vollständige Interview (auf Spanisch) hier.

Internationaler Saatguttag: hunderte Organisationen fordern die Kontrolle über das Saatgut zurück

Seit zwanzig Jahren feiern die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) und der Internationale Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen (UPOV) am 26. April den Welttag für geistiges Eigentum. In diesem Jahr unter dem Motto «Innovationen für eine grüne Zukunft». Gemäss WIPO und UPOV sei das geistige Eigentumsrecht an Saatgut, also der Sortenschutz nach UPOV und die Patente, gleichbedeutend mit der Innovationsförderung in der Pflanzenzüchtung. Über 200 Organisationen verurteilten diese irreführende Maxime und riefen deshalb zum Internationalen Saatguttag auf, der die Arbeit und das Wissen von Millionen von Bäuerinnen und Bauern und indigenen Völkern honoriert. Denn sie sind die eigentlichen Träger der Innovation, und seit Jahrhunderten verantwortlich für die Saatgutgewinnung, den Erhalt der Biodiversität und die Sicherstellung unserer Nahrung.

Die Kontrolle über das Saatgut muss zurück in ihre Hände gelangen!

Lesen Sie hier den Aufruf, den auch die Koalition Recht auf Saatgut unterstützt hat.

Erfolgreiche Demo «Essen ist Politisch»

Über 4500 Personen gingen am 22. Februar auf die Strasse, um für eine sozialere und ökologischere Landwirtschaft zu demonstrieren. Bäuerinnen, Bürger, Politikerinnen und Aktivisten von jung bis alt sorgten für einen bunten und fröhlichen Umzug. In Vorfeld hatten die Beteiligten gemeinsam die Vision 2030 für eine Landwirtschaft mit Zukunft erarbeitet, um zu skizzieren wie die Schweizer Landwirtschaft in 10 Jahren aussehen könnte. Die Vision wurde im Anschluss an die Demo an Parlamentarier und Parlamentarierinnen übergeben.

Die Saatgutkoalition war durch Brot für alle und Fastenopfer auf dem Bundesplatz mit einem Stand vertreten, wo die Teilnehmer*innen der Demo die Briefaktion an das Seco unterstützen konnten. Tina Goethe konnte mit einer kurzen Rede auf die Problematik des Saatguts aufmerksam machen. Die Briefaktion stiess auf grosses Interesse. 230 Personen haben während der Demo einen Brief an das Seco geschrieben, mit der Forderung künftig in Freihandelsabkommen darauf zu verzichten, Länder des Südens zu einem restriktiven Sortenschutz zu zwingen und damit die Rechte der Bäuerinnen und Bauern zu beschneiden.

Menschen aus aller Welt setzten sich zur Wehr

Bäuerin mit Brief an Seco«Liebes Staatssekretariat für Wirtschaft»

Rund 1173 Bilder mit über Tausend Personen haben uns bereits erreicht – Bäuerinnen und Bauern aus dem Süden und Menschen aus der Schweiz: Internationale Fotogalerie mit Protestbriefen an das Seco

Schreiben auch Sie einen Brief ans Seco und zeigen Sie sich solidarisch mit den Bauernfamilien in Malaysia und anderswo (Aktion abgelaufen).

Komm zur Demo am 22. Februar in Bern und setz Dich für das Recht auf Saatgut ein!

Flyer Demo Landwirtschaft mit Zukunft Das Recht auf Saatgut, starke bäuerliche Saatgutsysteme und eine möglichst grosse Sortenvielfalt sind zentrale Elemente für eine gerechte und ökologische Landwirtschaft. Dafür setzt sich die Bewegung «Landwirtschaft mit Zukunft» ein. Sie wurde im letzten Jahr von jungen Menschen aus der Klimabewegung, Bäuerinnen, Konsumenten und Gärtnerinnen gegründet.

Um die vielen vorhandenen Lösungen Wirklichkeit werden zu lassen, rufen sie zur Demonstration mit dem Titel „Essen ist politisch!“ am 22.02.2020 in Bern auf.

Die Schweizer Koalition Recht auf Saatgut wird mitdemonstrieren. An einem Stand der Saatgutkoalition können Sie einen Brief ans Seco schreiben und die Schweiz dazu auffordern, von ihren Forderungen nach strengem Sortenschutz à la UPOV 91 in Freihandelsabkommen zu verzichten.

Infos zur Demonstration «Essen ist politisch»: www.landwirtschaftmitzukunft.ch oder auf Facebook.